Zur Geschichte der Hermann-Oberth-Gesellschaft e.V. (HOG)

Unter dem Leitmotiv "Die friedliche Erforschung und Erschließung des Weltraumes zu fördern" gründeten am 21. September 1952 in Bremen die elf Raketenspezialisten (in alphabetischer Reihenfolge) Czuratis, Haber, Haslop, Langkrär, Malz, Nehls, Oehler, Oelker, Poggensee, Quickert und Staats die "Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Raketentechnik (DAFRA)", die zunächst noch manche den Deutschen von den Besatzungsmächten auferlegte Beschränkung zu beachten hatte und die auch keineswegs überall mit Wohlgefallen aufgenommen wurde. Ihre Gründer waren jedoch ganz der Meinung, dass sich die von ihnen ins Leben gerufene Gesellschaft der Raketenentwicklung und deren Nutzen für ausschließlich friedliche Einsatzzwecke widmen sollte und dass sie sich demzufolge auch den noch bestehenden Schwierigkeiten stellen und diese überwinden müsse. Die Gründer waren sich schon damals darüber einig, dass die Bundesrepublik Deutschland einen Beitrag zur Raumfahrtforschung leisten müsse. Zum Vorsitzenden wählte man Dr.-Ing. A.F. Staats.

Bereits vier Jahre nach ihrer Gründung im Jahr 1956 wurde die DAFRA neben der Societe Française Astronautiques, der polnischen Polskie Towarzystwo Astronautycze und dem Astronautischen Komitee der AdW der UdSSR auf dem 7. Kongress der Internationalen Astronautischen Föderation (IAF) in Rom als Mitglied in die IAF aufgenommen. Am Vortag der DAFRA-Tagung von 1958, am 3. September 1958, entschloss man sich, die DAFRA in die "Deutsche Raketengesellschaft" (DRG) überzuführen und die erste Deutsche Kommission für Weltraumforschung ins Leben zu rufen. Zum Präsidenten der DRG wurde der Vorsitzende der DAFRA, Dr.-Ing. A.F. Staats, gewählt, der 1960 zum Vizepräsidenten der IAF gewählt wurde.

Am 19. September 1963 wurde in Anbetracht der Verdienste, die Prof. Hermann Oberth um die Raumfahrt erworben hat und mit dessen Einverständnis beschlossen, die DRG in "Hermann-Oberth-Gesellschaft e.V." (HOG) umzubenennen. Dieser neue Titel brachte im Übrigen der Gesellschaft weltweit weitere Anerkennung ein. Professor Dr. Hermann Oberth, geboren am 25. Juni 1894, starb am 28. Dezember 1989 in Feucht. Ein erfülltes Leben ging zu Ende. Es stand im Zeichen des Fortschritts der Raumfahrt zum Wohle und Frieden der Menschen.

Die DRG hatte Höhenforschungsraketen entwickelt. Im Dezember 1960 erfolgte der Erststart der einstufigen Höhenforschungsrakete Kumulus mit einer Gipfelhöhe von 20 Kilometern für meteorologische Forschung. Deren Flughöhe wurde am 16. September 1961 bei Weitem überboten, als zum ersten Mal die zweistufige Cirrus gestartet ist und eine Gipfelhöhe von 50 Kilometern erreicht hat. Die DRG hatte 1963 schon 1300 Mitglieder in 14 Ländern und zusätzlich 1105 Mitglieder in der DRG-Jugendabteilung, davon 183 im Ausland. Nach der im Jahr 1964 per neuer Gesetzgebung erzwungenen Einstellung der Raketenentwicklung durch private Vereine setzte man bei der Hermann-Oberth-Gesellschaft die Schwerpunkte bei der bundesweiten Öffentlichkeitsarbeit über die internationalen Raumfahrtprogramme und bei der verstärkten Förderung des raumfahrttechnischen Nachwuchses in sogenannten Raketen- und Raumfahrttechnischen Lehr- und Versuchsstellen. Die Führungsstruktur der HOG bestand aus dem fünfköpfigen Präsidium, den fünf Fachausschüssen, den neun Landesgruppenleitern, den neun Auslandsgruppenleitern und den sechsundzwanzig Kuratoriumsmitglieder (wissenschaftlicher Beirat).

Am 24. April 1990 unterzeichneten die Präsidenten der HOG, Dr.-Ing. A.F. Staats und der Gesellschaft für Weltraumforschung und Raumfahrt der DDR (GWR/DDR), Prof. Dr. rer. techn. Ralf Joachim, aus Anlass der Wiedervereinigung Deutschlands in Berlin eine Vereinbarung über eine Zusammenarbeit der beiden Raumfahrtgesellschaften.

Ein entscheidendes Ereignis für die HOG fand anlässlich der Mitgliederversammlung am 30. Juni 1990 im Rahmen des 39. HOG-Raumfahrtkongresses in Garmisch-Partenkirchen statt. Dr.-Ing. Staats legte nach fast vierzigjähriger Amtszeit sein Amt als Präsident nieder. Sein Nachfolger wurde Prof. Dr.-Ing. Hans J. Rath. Dr.-Ing. Staats wurde zum Ehrenpräsidenten ernannt und zum Vizepräsident gewählt, so dass seine reiche Erfahrung der HOG erhalten blieb.

Im Herbst 1990 trat die Hermann-Oberth-Gesellschaft in Verhandlungen ein, mit dem Ziel, die HOG mit der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR), der Gesellschaft für Weltraumforschung und Raumfahrt (GWR) und des Fachverbandes "Luftfahrt" zu einer Gesellschaft zusammenzuschließen.

Nach umfangreichen Gesprächen und Abstimmungen wurde der Zusammenschluss am 1. Januar 1993 vollzogen und der neue Name der Vereinigung auf „Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt – Lilienthal-Oberth (DGLR) e.V.“ festgelegt. Damit war es gelungen, die Verbände der ehemaligen BRD und DDR zu vereinen und das Wissen im wissenschaftlich-technischen Bereich der Luft- und Raumfahrt zusammenzuführen.