Aufarbeitung der DGLR-Geschichte

Die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt – Lilienthal-Oberth e.V. (DGLR) ist weltweit die zweitälteste technisch-wissenschaftliche Vereinigung auf dem Gebiet der Luft- und Raumfahrt. Seit ihrer Gründung am 3. April 1912 begleitete und unterstützte sie die Entwicklung der Luft- und Raumfahrt in Deutschland. Zu ihren Mitgliedern zählten unter vielen anderen der Physiker Ludwig Prandtl, der Ingenieur und Unternehmer Hugo Junkers sowie der erste deutsche Astronaut Sigmund Jähn. Sie alle nutzten das Netzwerk der Gesellschaft, um ihre Ideen vorzustellen und zu diskutieren und trugen so in großem Maße zum Fortschritt in der Luft- und Raumfahrt bei.

Die lange Geschichte der Gesellschaft führt dazu, dass auch die DGLR bzw. ihre Vorgängerorganisationen sowie einige ihrer Mitglieder in den 1930er- und 1940er-Jahren in die Kriegsanstrengungen des Dritten Reichs eingebunden waren. 1935 und 1936 fanden Verhandlungen zwischen der WGL und dem Reichsministerium statt, um beide zu einer neuen luftfahrtwissenschaftlichen Gesellschaft zusammenzuschließen. So entstand die Lilienthal-Gesellschaft für Luftfahrtforschung (kurz: Lilienthal-Gesellschaft). Die WGL wurde daraufhin durch die Mitglieder auf Anraten des Vorstands aufgelöst. Ob die WGL diese Auflösung guthieß, ist nicht klar. Zu dem Thema finden sich widersprüchliche Unterlagen. Die neue Gesellschaft widmete sich weiterhin wissenschaftlich-technischen und organisatorischen Aufgaben und gewann innerhalb kurzer Zeit gute Beziehungen zu entsprechenden Einrichtungen im Ausland. Zu Forschungszwecken soll auch die Lilienthal-Gesellschaft in den Kriegsjahren Versuche am Menschen durchgeführt haben. Einer der Gründungsväter der DGLR, Ludwig Prandtl, war Vorsitzender der Reichsstelle Forschungsführung des Reichsluftfahrtministers und Oberbefehlshabers der Luftwaffe.

Die DGLR beschäftigt sich mit dieser Vergangenheit und unterstützt Historikerinnen und Historiker bei deren Aufarbeitung. Dazu zählen auch die Ehrungen der DGLR. So wurde bereits 2020 die „Wernher-von-Braun-Ehrung“ mit Rücksicht auf sein Wirken im Dritten Reich in „Ehrennadel der Raumfahrt“ umbenannt. 2023 folgte die Umbenennung der „Eugen-Sänger-Medaille“ in „Raumfahrtmedaille der DGLR“. Die DGLR wird sich dieser Thematik weiter widmen.