Forschung für eine klimafreundlichere Luftfahrt – Prof. Dr. Ulrich Schumann mit dem Ludwig-Prandtl-Ring ausgezeichnet
Prof. Dr. Ulrich Schumann ist der neueste Träger des Ludwig-Prandtl-Rings. Der Atmosphärenforscher wurde am 19. September 2023 von der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt e.V. (DGLR) mit dieser höchsten Auszeichnung für hervorragende eigene Arbeiten in den Flugwissenschaften in all ihren Disziplinen geehrt. Schumann erhielt den Ludwig-Prandtl-Ring in Anerkennung seiner herausragenden wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiet der Luftfahrt und ihrer Auswirkungen auf die Atmosphäre und das Klima. Als ehemaliger Direktor des Instituts für Physik der Atmosphäre im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) lieferte er wesentliche Anstöße für die Verbesserung des Klimaschutzes und die Entwicklung neuartiger Luftfahrtantriebe. Überreicht wurde die Ehrung bei der Eröffnungsveranstaltung des 72. Deutschen Luft- und Raumfahrtkongresses (DLRK) im Haus der Wirtschaft in Stuttgart.
„Ulrich Schumann ist ein herausragender Wissenschaftler, dem die internationale Forschergemeinde viel verdankt. Er hat die Erforschung von Klimawirkungen des Luftverkehrs national etabliert und international angeführt. Seine Arbeiten sind heute eine wesentliche wissenschaftliche Grundlage, um die Luftfahrt der Zukunft klimaverträglich gestalten zu können. Ulrich Schumann hat besondere Erfolge als Pionier der numerischen Simulation von Strömungen bei hohen Reynoldszahlen und bei der Erforschung von Kondensstreifen, ihren Eigenschaften und Methoden zu ihrer Vermeidung erzielt“, sagte Laudator und aktueller Leiter des Instituts, Prof. Dr. Markus Rapp. Roland Gerhards, Präsident der DGLR, bekräftigte: „Für die Zukunft der Luftfahrt brauchen wir Pioniergeist und Personen, die neue Standards setzen und die Branche inspirieren. Herr Schumann hat unsere jetzige Forschung für eine klimaverträglichere Luftfahrt erst ermöglicht und verdeutlicht, dass nicht nur der CO2-Ausstoß klimarelevant ist. Er hat nicht nur zu der Einsicht beigetragen, dass der Mensch das Klima verändert, er hat diese Erkenntnisse auch dazu genutzt, nach Methoden zu suchen, die Klimaeinflüsse des Luftverkehrs weiter zu reduzieren – zum Beispiel mit seinen Modellen zur Vorhersage von Kondensstreifen.“
Schumann studierte Maschinenbau an der Technischen Universität Berlin und promovierte im Fach Strömungsmechanik an der Universität Karlsruhe. Nach einem zweijährigen Postdoc-Aufenthalt am renommierten US-amerikanischen National Center for Atmospheric Research (NCAR) in Boulder kehrte er nach Karlsruhe zurück, wo er 1978 habilitierte. In dieser Zeit widmete er sich der Entwicklung von numerischen Verfahren zur Berechnung turbulenter Strömungen. Wichtiger Aspekt dieser Forschung war die Berechnung des dreidimensionalen, instationären Impulstransports bei großen Reynolds-Zahlen, ein Verfahren, das heute für alle Bereiche der Luftfahrtforschung relevant ist.
1982 wurde Schumann als Direktor an das DLR-Institut für Physik der Atmosphäre in Oberpfaffenhofen berufen. Im DLR beschäftigte er sich mit der Frage, wie der Luftverkehr gestaltet werden muss, damit er bei optimalem Transport einen minimalen Klimaeffekt hat. Das Institut erforschte unter seiner Leitung unter anderem die Auswirkung von Gewittern auf die Ozonbildung. Im Jahr 2010 flogen Mitarbeitende für Messungen mit der DLR-Falcon in die Aschewolke des isländischen Vulkans Eyjafjalla. Die Ergebnisse trugen dazu bei, Luftraumsperrungen zu beenden. Außerdem initiierte Ulrich Schumann zum Beispiel die Beschaffung des Flugzeugs HALO. Das Flugzeug ist nun seit mehr als zehn Jahren weltweit für die Atmosphärenforschung im Einsatz.
Ab 1988 lehrte Schumann zudem Theoretische Meteorologie an der Fakultät für Physik der Universität München. Er war wissenschaftlicher Koordinator im Schwerpunktprogramm „Schadstoffe in der Luftfahrt“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie von mehreren EU-Projekten und maßgeblich an den Programmen INCA (Interhemispheric Differences in Cirrus Properties from Anthropogenic Emissions) sowie PAZI (Partikel und Zirren) beteiligt. Für seine Arbeit wurde er bereits mit der Alfred-Wegener-Medaille, dem Aachener und Münchner Preis für Technik und angewandte Naturwissenschaften und der Lewis Fry Richardson Medal ausgezeichnet.
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