20.04.2015 - Politik/Gesellschaft, Presse

Verleihung der Otto-Lilienthal-Medaille an Dr. Bernd Sträter

Am 17. April 2015 wurde zum 13. Mal die Otto-Lilienthal-Medaille verliehen. Die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt e. V. (DGLR) ehrte Dr. Bernd Sträter für seine Leistungen um die Zulassung des Zeppelin NT. Die Preisverleihung fand thematisch passend im Rahmen der 10. Airship Convention im Zeppelinmuseum in Friedrichshafen statt.


Prof. Dr. Dieter Schmitt, Dr. Bernd Sträter und Philip Nickenig (v.l.n.r.). Quelle: DGLR.

"Er hat das Projekt 'Zeppelin NT' in schwieriger Phase übernommen, seine Typenzulassung erreicht, eine Betreibergesellschaft gegründet und heute schwebt der Zeppelin NT wieder als Wahrzeichen über der traditionsreichen Bodenseeregion", hieß es in der Urkunde, die Senatsmitglied der DGLR und Laudator Prof. Dr. Dieter Schmitt dem erfreuten Sträter überreichte.

Die Medaille übergab der Generalsekretär der DGLR, Philip Nickenig. "Die letzte Otto-Lilienthal-Medaille haben wir 2006 verliehen. Deswegen freuen wir uns jetzt umso mehr, einen so engagierten und versierten Preisträger gefunden zu haben. Dr. Sträter hat mit seiner Arbeit um den Zeppelin NT der Luftschifffahrt einen neuen Stellenwert in der Luftfahrt gegeben", erklärte Nickenig.

Eine ereignisreiche Karriere in der Luftfahrt

Dr. Bernd Sträter wurde 1942 in Castrop-Rauxel geboren. Nach seinem Schulabschluss ging er nach Darmstadt, um dort Maschinenbau zu studieren. Nach seinem sehr erfolgreichen Abschluss bot man ihm sowohl eine Position am Lehrstuhl für  Mechanische Konstruktionen als auch am Institut für Flugtechnik an. Er entschied sich für die Luftfahrt und legte damit seinen ersten Meilenstein auf diesem Gebiet. Dort erlangte er auch 1978 seinen Doktortitel. Noch an der Universität bekam er die Chance als Projektbegleiter die von der Bunderegierung geförderten Forschungsvorhaben (zivile Komponentenprogramme) zu begleiten und im Namen des Wissenschaftsministeriums zu bewerten  und die Industrie kennen zu lernen.

Seine erste Anstellung in der Industrie hatte er bei dem Flugzeughersteller Dornier in der Entwurfs-Abteilung. Dort wurde er bald zum Chefingenieur und Programmmanager für ein militärisches Jet-Trainingsflugzeug-Programm für die argentinische Luftwaffe  berufen. In dieser Position arbeitete er sechs Jahre an dem Trainingsflugzeug IA63, auch Pampa genannt.

1986 wurde er Programmmanager für alle zivilen und militärischen Flugzeuge bei Dornier GmbH und zwei Jahre später wurde er zum Geschäftsführer für das Ressort Forschung und Entwicklung  der im Rahmen der Neustrukturierung gegründeten Dornier Luftfahrt GmbH ernannt.

1992 wechselte Sträter in die Raumfahrt und wurde Leiter des internationalen EURO-Columbus-Projektes mit Sitz in Bremen und Turin. EURO-Columbus war ein europäisches, von der DASA geführtes Konsortium, das das europäische Modul für die Internationale Raumstation ISS entwickeln und bauen sollte. Nach zwei Jahren änderte sich die Priorisierung des Projekts und Sträter zog von Bremen nach München, wo er den Vorsitz von "Daimler Benz Airport Systems" übernahm.

1999 zog es ihn zurück nach Immenstaad seinem beruflichen Ausgangspunkt, wo er bereits während seiner Zeit bei Dornier gewohnt hatte. Er hatte einen Ruf vom Zeppelin Konzern erhalten, die Führung als Vorsitzender der Geschäftsführung für die in Turbulenzen befindliche Zeppelin Luftschifftechnik GmbH zu übernehmen. In dieser Position sollte er den in der Entwicklung befindlichen Zeppelin Neuer Technologie (NT) zur Zulassung weiterentwickeln und marktfähig machen. Es war eine Aufgabe die einige Kollegen eine "Mission Impossible" bezeichneten. Der Luftschiffmarkt erwies sich als äußerst schwierig, sodass Sträter den Aufsichtsgremien vorschlug, eine eigene Betriebsgesellschaft zu gründen und die Produktionskapazität zumindest anfänglich auf den eigenen Bedarf  zu begrenzen.

Die "Deutsche Zeppelin Reederei" entstand, was zu der Notwendigkeit führte, neben den Zulassungen für den Entwicklungs- und Fertigungsbetrieb auch die Zulassungen für den Wartungsbetrieb, den Ausbildungsbetrieb und den Flugbetrieb zu erlangen und organisatorisch abzusichern. Am Ende seiner Karriere für die Zeppelin Luftschifftechnik GmbH hatte er diese Mission trotz aller Schwierigkeiten, die neben den Zulassungen auch mit dem Start-Up für ein neues Betriebsunternehmen, für das es keine Vorbilder gab, verbunden waren, erfüllt.

Auch im Ruhestand ist Sträter noch weiter in der Luftfahrt aktiv. Als Präsident der internationalen Airship Association bleibt er der Luftschifffahrt verbunden. Darüber hinaus unterstützt er die Bundesregierung und die EU bei der Begutachtung von Fördervorhaben der Luftfahrt, er hat den Studiengang Luft- und Raumfahrt an der Dualen Hochschule Baden Württemberg in Friedrichshafen mit aufgebaut und hat einen Lehrauftrag angenommen.  Außerdem ist er seinem ersten Arbeitgeber - der Firma Dornier - nach wie vor verbunden, indem er das Dornier Museum unterstützt und im Stiftungsrat der Silvius Dornier Stiftung für Luft- und Raumfahrt mitwirkt.

Die Otto-Lilienthal-Medaille

Die DGLR vergibt die Otto-Lilienthal-Medaille für die Erbringung ingenieurorientierter Leistungen hohen Ranges wissenschaftlicher Art, bei der Produktumsetzung oder im gestalterischen Bereich auf dem Gebiet der Luftfahrt.

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