31.08.2021 - DGLR, Presse, Luftfahrt

Team e-Genius erhält Ehrennadel der Deutschen Luftfahrt

Am 31. August 2021 hat die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR) das Team e-Genius mit der Ehrennadel der Deutschen Luftfahrt ausgezeichnet. Das Team vom Institut für Flugzeugbau der Universität Stuttgart (IFB) entwickelte und baute das elektrisch angetriebene Flugzeug e-Genius unter der Leitung von Prof. Rudolf Voit-Nitschmann. Mit dem zweisitzigen Reisemotorsegler gelangen dem Team zahlreiche Rekordflüge, darunter die erste Alpenüberquerung eines Elektroflugzeugs Nord-Süd-Nord an einem Tag. Die DGLR verleiht die Ehrennadel der Deutschen Luftfahrt für hervorragende Verdienste eines Teams um die Entwicklung der Luftfahrt.


Bild: eGenius

„Das Team um Prof. Voit-Nitschmann hat mit dem e-Genius wesentlich dazu beigetragen, die Entwicklung elektrisch betriebener Flugzeuge voranzubringen“, sagte Prof. Rolf Henke, Präsident der DGLR, der die Auszeichnung im Rahmen des Deutschen Luft- und Raumfahrtkongresses (DLRK) überreichte. „Das Design des e-Genius, sein Bau und die hervorragenden Flugtests sind ein Meilenstein auf dem Weg zur emissionsfreien Luftfahrt.“

Für den zweisitzigen Reisemotorsegler in CFK-Faserverbundbauweise wurde nicht etwa ein vorhandenes Flugzeug auf Elektroantrieb umgerüstet. Vielmehr wurde der e-Genius speziell für den Elektroflug entwickelt und optimiert. Dadurch sei es möglich gewesen, die Vorteile des Elektroantriebs zu nutzen und den Nachteilen mit entsprechenden konstruktiven Maßnahmen zu begegnen.

Besonders hervorzuheben sind die geringen Energiekosten für die in Batterien gespeicherte Energie. Bei einem angenommenen Strompreis von 0,22 Euro pro Kilowattstunde ergibt sich für eine „Tankfüllung“ des e-Genius bei 100-prozentiger Entladung der Batterien eine Summe von 12,32 Euro. Damit kann der e-Genius bis zu vier Stunden lang und rund 500 Kilometer weit fliegen.

Cockpithaube und Flügel des e-Genius stammen teilweise vom Ultraleicht-Motorsegler Taurus des slowenischen Herstellers Pipistrel. Die Piloten sitzen nebeneinander in einem gegenüber dem Taurus etwa vier Zentimeter verlängerten und verbreiterten Cockpit. Der Antrieb erfolgt über einen wassergekühlten permanenterregten Synchronmotor, der einen elektrisch verstellbaren Zugpropeller mit 2,2 Meter Durchmesser antreibt. Der 27 Kilogramm schwere Motor des slowenischen Herstellers Sineton wird mit einer Dauerleistung von 40 Kilowatt und einer Startleistung von 72 Kilowatt betrieben. Die Antriebseinheit ist am oberen Ende der Seitenleitwerksflosse des konventionellen Kreuzleitwerks, die Lithium-Ionen-Akkumulatoren nahe dem Flugzeugschwerpunkt hinter den Pilotensitzen angebracht. Im Reiseflug wird der e-Genius üblicherweise mit Leistungen zwischen zehn und 20 Kilowatt betrieben.

Am IFB in Stuttgart wurde das Forschungsthema Fliegen mit alternativen Antrieben bereits 1994 mit der Entwicklung des Solarflugzeugs icaré begründet. Das icaré zeigte nicht nur die Machbarkeit eines alltagstauglichen Solarflugzeugs, sondern auch das Potenzial für zukünftige Elektroflugzeuge. Aufgrund der eingeschränkten Verfügbarkeit von Solarenergie entstand am IFB 2006 der Entwurf für das zweisitzige Brennstoffzellen-Reiseflugzeug Hydrogenius, mit dem ein zukunftsweisendes, umweltfreundliches und wirtschaftliches Reiseflugzeug geschaffen werden sollte. Da die vorgesehene Brennstoffzelle vom Hersteller für Luftfahrtanwendungen jedoch nicht zur Verfügung gestellt werden konnte, wurde das Projekt mit Lithium-Ionen-Batterien als Energieversorgungssystem realisiert und in e-Genius umbenannt.

Die Leistungsfähigkeit von e-Genius konnte unter Wettbewerbsbedingungen eindrucksvoll durch den Gewinn des Lindbergh Electric Aircraft Prize 2011 und den zweiten Platz in der NASA/CAFE Green Flight Challenge 2011 in Santa Rosa, Kalifornien, nachgewiesen werden. Der Pilot Klaus Ohlmann erzielte mit dem e-Genius zudem mehrere offizielle Weltrekorde des internationalen Luftsportverbands FAI in der Kategorie elektrische Motorflugzeuge. Für sein fliegerisches Können erhielt Ohlmann 2017 bereits die Otto-Lilienthal-Medaille der DGLR.

Die Entwicklung des e-Genius vereint wissenschaftliche Prinzipien im Flugzeugentwurf, einen interdisziplinären Ansatz in der Gestaltung des Antriebs sowie Erfahrungen aus dem Flugzeugbetrieb und liefert damit wichtige Erkenntnisse für zukünftige Serienprodukte im Elektroflug. Zum Kernteam des e-Genius-Projekts gehören neben Prof. Voit-Nitschmann und Klaus Ohlmann  auch Dr. Len Schumann, Steffen Geinitz, Dr. Ingmar Geiss, Karl Käser und Clemens Gerlach.

Die DGLR – Informieren, Vernetzen, Fördern

Die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt – Lilienthal-Oberth e.V. (DGLR) ist die älteste Institution in der Bundesrepublik Deutschland, die allen, die sich privat oder beruflich mit Luft- und Raumfahrt beschäftigen,
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Kontakt

Caroline Latz
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