Mehr Verzögerungen durch die europäische Flugsicherung

Die International Air Transport Association (IATA) hat einen Bericht veröffentlicht, aus dem hervorgeht, dass sich die Verzögerungen durch die Flugsicherung (ATC) in Europa in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt haben, was zu erheblichen Beeinträchtigungen für die Passagiere geführt hat.   Die Verzögerungen aufgrund des Flugverkehrsflussmanagements (ATFM) stiegen in der Region im Zeitraum 2015-2024 um 114 Prozent. Demgegenüber stieg die Zahl der Flüge im gleichen Zeitraum nur um 6,7 Prozent. Die Analyse berücksichtigte keine wetterbedingten Verspätungen. Auch Flugausfälle aufgrund von ATC-Streiks wurden nicht in die Analyse einbezogen.

Bild: DLR (CC-BY 3.0)

Kapazitätsengpässe und Personalmangel sind für den Großteil der Verspätungen verantwortlich. Diese Probleme sind seit langem bekannt, wurden jedoch insbesondere in Frankreich und Deutschland nicht ausreichend angegangen. Die Flugsicherungsdienstleister (ANSPs) in Frankreich und Deutschland sind für mehr als 50 Prozent aller Verspätungen verantwortlich.

„Wir sehen jetzt die Folgen des Versagens Europas, die Flugsicherung in den Griff zu bekommen. Eine kleine, erwartete Verbesserung im Jahr 2025 nach einem sehr schlechten Jahr 2024 ändert nichts an der Verschlechterung, die wir in den letzten zehn Jahren erlebt haben. Den Fluggesellschaften und Reisenden wurde ein einheitlicher europäischer Luftraum versprochen, der durch effizientere Navigation und Routen Verzögerungen und den Treibstoffverbrauch reduzieren würde. Stattdessen haben sich die Verspätungen für die Passagiere mehr als verdoppelt. Während die Eurokraten über Möglichkeiten zur Erhöhung der Entschädigungszahlungen für Fluggäste gemäß EU261 debattieren, bleibt die eigentliche Ursache für einen Großteil der Verspätungen, unter denen Reisende leiden – die Flugsicherung – ohne Maßnahmen oder Kritik unberücksichtigt. Und die Konnektivität und Wettbewerbsfähigkeit Europas leiden unter Flugplänen, die der Ineffizienz der Flugsicherung Rechnung tragen müssen. Das ist völlig inakzeptabel“, sagte Willie Walsh, Generaldirektor der IATA.

Einige bemerkenswerte Analysen aus dem Bericht:

• 7,2 Millionen Flüge hatten im Zeitraum 2015 bis Oktober 2025 Verspätung. Davon hatten 6,4 Millionen eine Verspätung von 30 Minuten oder weniger und 700.000 eine Verspätung von mindestens 30 Minuten.
• Im Jahr 2024 beliefen sich die Verspätungen auf 30,4 Millionen Minuten (ein Anstieg von 114 Prozent gegenüber 14,2 Millionen Minuten im Jahr 2015), davon 38 Prozent im Juli und August.
• Im Jahr 2024 waren Personal- und Kapazitätsprobleme für 87 Prozent der Verspätungen durch Flugsicherungsdienste verantwortlich. Personalbedingte Verspätungen (ohne Streiks) haben seit 2015 um erstaunliche 201,7 Prozent zugenommen.
• Arbeitskämpfe und Streiks sind in den letzten Jahren häufiger geworden und machen 8,8 Prozent aller durch ANSP verursachten Verspätungen aus. 9,8 Millionen Minuten Verspätung wurden in diesem Jahrzehnt durch Streiks der Flugsicherung verursacht – ein Zeitraum, der auch die Pandemie umfasst, als der Flugverkehr fast vollständig zum Erliegen kam.

Die Zahlen wurden entweder für das gesamte Jahr 2024 oder für Oktober 2025 (letzte verfügbare Zahlen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung) berechnet, wie angegeben. Eine aktualisierte Version des Berichts wird erstellt, sobald die Daten für das gesamte Jahr 2025 vorliegen.

Quelle (Englisch): https://www.iata.org/en/pressroom/2025-releases/2025-12-09-03/