Zur Geschichte des Club der Luftfahrt von Deutschland e.V. (CdL)

Ein Blick im Jahre 2008 mehr als 50 Jahre zurück hilft zu verstehen, warum die Gründung des Clubs der Luftfahrt e.V. (CdL) ein Gebot der Stunde war. Im Jahre 1955 erhielt die Bundesrepublik die Lufthoheit, eine nationale Luftfahrtindustrie gab es kaum, die Aufnahme der Bundesrepublik Deutschland in die NATO war entschieden. Vor allem für viele Fachleute war der Aufbau der Bundeswehr ohne die Entwicklung einer nationalen Wehrtechnik und Verteidigungswirtschaft nicht vorstellbar. Eine Schlüsselstellung kam in diesem Zusammenhang vor allem der Luftfahrt zu. Demgegenüber standen teilweise erhebliche Vorbehalte in Gesellschaft, Politik und auch Wissenschaft. Ein unmittelbarer, konstruktiver, von Vertrauen getragener und ständiger Dialog zwischen den beteiligten Organisationen, der Politik, der Wirtschaft und den Verbänden schien eine Möglichkeit zum Konsens zu bieten. Namhafte, weit vorausschauende Persönlichkeiten der Zivil- und Militärluftfahrt haben nach vielfältigen Überlegungen und Erörterungen im Jahr 1958 angeregt, sowohl die Vertretung als auch die Abstimmung von Aufgaben einer auf die Zukunft ausgerichteten Luftfahrt im privaten wie auch öffentlichen Bereich zu bündeln. In diese Diskussionen brachten unter vielen anderen Ministerialdirigent a.D. Dr. Adolf Baeumker, Senator e.h. Rudorf,  Claude Dornier, Dipl-Ing. Dr. Ing. E.h. mult. Ludwig Bölkow, Dr. Theodor Bennecke, Ministerialrat a.D. Max Mayer, Günther Graf von Hardenberg, Flugkapitän Hanna Reitsch, Karl-Ferdinand Reuss, Generalleutnant a.D. und General der Jagdflieger Adolf Galland und Generalleutnant a.D. und Inspekteur der Luftwaffe Josef Kammhuber ihre Erfahrungen ein. Als beste Lösung wurde die Gründung eines „Luftfahrt-Clubs“ angesehen. Weitere Gespräche mit Politik, Industrie, Luftfahrtunternehmen, der noch jungen Deutschen Luftwaffe und Repräsentanten der Allgemeinen Luftfahrt zeigten ein großes Interesse an diesem Vorhaben. Eine Vielzahl von Aktivitäten im Jahr 1958, die Mano Ziegler (Vereinigte Motor-Verlage GmbH) kraftvoll und ideenreich vorangetrieben hat, führten zur Festlegung konkreter Clubziele und dem Entwurf einer Satzung als Grundlage für die offizielle Eintragung in das Vereinsregister. Eine mit großem Engagement geführte Diskussion galt der Namensgebung bis schließlich der mehrheitlich gestützte Vorschlag „Club der Luftfahrt von Deutschland“ sich durchsetzen konnte.

An der konstituierenden Mitgliederversammlung im Rheinhotel Dreesen am Freitag, 16. November 1958, nahmen 40 herausragende Persönlichkeiten teil. In dieser Gründungsversammlung wurde die Satzung des „Clubs der Luftfahrt von Deutschland e.V.“ (CdL) mit Sitz in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn beschlossen. Als satzungsgemäßer Zweck des Vereins wurde die Förderung der Luft- und Raumfahrt sowie des Flugsports festgelegt. Der Verein sollte selbstlos tätig sein sowie ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Ziele verfolgen. In der Folge wählte die erste ordentliche Mitgliederversammlung Herrn Adolf Krogmann, zuvor Präsident des Aeroclubs von Deutschland, zum Präsidenten. Bei der Deutschen Luftfahrtschau in Hannover am 21. Mai 1959 trat der CdL mit einem Empfang erstmals an die Öffentlichkeit.

Die feste Überzeugung, dass die deutsche Volkswirtschaft und der Wirtschaftsstandort Deutschland auch durch Spitzenleistungen der deutschen Luft-und Raumfahrtindustrie geprägt sind, hat die Aktivitäten des Clubs in den vergangenen fünfzig Jahren bestimmt. Es galt daher, den erheblichen Anteil der Luft-und Raumfahrt bei der Gestaltung unserer Zukunft überall bewusst zu machen und die Chancen einer modernen Luft-und Raumfahrt auch künftig zu sichern.

Für sein hohes Engagement hatte sich der Club der Luftfahrt von Deutschland e.V. die drei Schwerpunkte gesetzt, nämlich

  • das allgemeine Vertrauen in die mit hoher Qualität verbundenen Güter und Leistungen der Luft-und Raumfahrt zu stärken, das Wissen hierüber einer breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln und das Verständnis für die notwendige weitere Entwicklung intensiv zu fördern,
  • den Nachwuchs über die nationalen Grenzen hinweg für die Luft-und Raumfahrt zu begeistern und die Jugend an die Fliegerei heranzuführen,
  • das gegenseitige Verständnis und die Kameradschaft der Freunde der Luft-und Raumfahrt untereinander zu stärken und dabei neue Freunde zu gewinnen.

In diesem "Club" haben bis in die Gegenwart hervorragende Repräsentanten aus Politik, Wissenschaft, Industrie und Bundeswehr an vielfältigen Aufgaben mitgearbeitet. Die Liste der Ehrenmitglieder beinhaltet Namen wie Dipl-Ing. Dr. Ing. E.h. mult. Ludwig Bölkow, Professor Dr. Ing. E.H. Willy Messerschmitt, Senator E.h. Wilhelm Röder, Flugkapitän Hanna Reitsch, Professor Dr. Walter Kröll, Ministerialdirektor a.D. Max Mayer, Dipl-Ing. Hans-Peter Reerink, Professor Dipl-Ing. Martin Franke, Frau Marlies Mönch, Dr. Hartmut Mehdorn, General a.D. und Inspekteur der Deutschen Luftwaffe Eberhard Eimler und Generalleutnant a.D. und Inspekteur der Deutschen Luftwaffe Günther Rall.

In den Jahren bis zum Umzug der Bundesregierung und des Parlaments in die Bundeshauptstadt Berlin hat der Club engen Kontakt zum Bundestag, zu den Bonner Ministerien, zur Bundeswehr und insbesondere der Deutschen Luftwaffe, zu den Industrierepräsentanzen und zu den ausländischen Botschaften gehalten. Damit konnte ein wichtiges Ziel der Clubarbeit, ein Forum der Begegnung und der Diskussion zwischen Luft-und Raumfahrtindustrie, Politik und Wirtschaft zu bieten, bestens erreicht werden.

Mit regelmäßigen, monatlichen Vorträgen im "Haus der Luft- und Raumfahrt" und mit den monatlichen "Fliegertreffs" war ein sachkundiger und breit angenommener  Beitrag möglich, Wissen und Verständnis für die Luft- und Raumfahrt zu fördern. Die „Theorie“ wurde durch zahlreiche Besuche der Luft- und Raumfahrtindustrie, von Organisationen wie beispielsweise des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR und von Einrichtungen der Deutschen Luftwaffe ergänzt. Vertrauensvolle Verbindungen zu anderen Luftfahrtclubs und Gesellschaften (AOPA, DAeC, DGLR) wurden gepflegt und Fragen der Luft-und Raumfahrt erörtert. Das zunehmende Interesse der Medien an Veranstaltungen des Clubs (Vorträge, Ball) hat sich erkennbar positiv auf die Vertretung von Anliegen der Luft- und Raumfahrt ausgewirkt.

Von herausragender Bedeutung für die Entwicklung des Clublebens und der Clubarbeit war die Einrichtung des „Hauses der Luft- Und Raumfahrt“ in der Godesberger Allee im Jahre 1984. Dieses mehr als 100 Jahre alte, ehrwürdige Gebäude diente bis 1981 dem „Institut für Flugmedizin“ des DLR als Bleibe. Es wurde in den Jahren 1982/83 umgestaltet mit dem Ziel, in der Region eine Begegnungsstätte für die Luft- und Raumfahrt zu schaffen. Das Haus wurde auch zur Heimat des CdL, der dort sein ständiges Sekretariat unterhielt.

Die Jugendarbeit war ebenfalls ein zentrales Anliegen des CdL. Mitte der siebziger Jahre wurde innerhalb des Clubs eine eigenständige Jugendgruppe geschaffen, die sich gezielt den Fragen wie Ausbildung (Pilot, Ingenieur), berufliche Werdegänge und Information über berufliche Möglichkeiten in der Luft- und Raumfahrtbranche widmete. Darüber hinaus wurde mit dem Beitritt zur „International Air Cadet Exchange Association“ im Jahr 1968 die Grundlage für die deutsche Beteiligung "International Air Cadet Exchange"-Programm“ ( IACE ) geschaffen. Über 500 Teilnehmer aus 19 Nationen nehmen weltweit an diesem IACE teil, der bisher einmal jährlich mit Jugendlichen im Alter von 18 bis 20 Jahren durchgeführt wird und der in den beteiligten Ländern hohes Ansehen und Anerkennung gewonnen hat. So durften sich beispielsweise die ausländischen Air Cadets innerhalb des Deutschlandprogramms über Besuche beim Bundespräsidenten, beim Bundeskanzler oder beim Verteidigungsminister freuen. Und unsere deutschen IACE-Teilnehmer waren unter anderem Gäste im Buckingham Palace in London oder im White House in Washington D.C.. Die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie, die Deutsche Luftwaffe und andere Organisationen haben dieses Vorhaben in der Vergangenheit tatkräftig unterstützt.
Die Zusammengehörigkeit und das Clubleben wurden u.a. durch das jährliche "Fliegerwochenende", bei dem sich an unterschiedlichen Orten in Deutschland die "Flieger" und Freunde der Luft-und Raumfahrt treffen, gefördert. Für diese Treffen wurden Regionen ausgewählt, in denen die deutsch Luft- und Raumfahrt präsent ist.

Die Bedeutung eines aktiven und stilvollen Clublebens wurde auch durch den jährlichen "Luftfahrtball", der seit 1958 zusammen mit anderen Organisationen der Luft- und Raumfahrt sowie mit dem "Freundeskreis der Luftwaffe e.V." veranstaltet wird, zum Ausdruck gebracht. Dieser Ball hat nicht nur mit der zunehmenden Bedeutung der Stadt Bonn in den Jahren bis zur „Wende“ Schritt gehalten, sondern hat sich auch zu einem gesellschaftlichen Ereignis in Bonn entwickelt.

Ein Einschnitt für die Aktivitäten des Clubs und für das Clubleben bedeutete die Verlegung des Regierungs- und Parlamentssitzes von Bonn nach Berlin Ende des vorigen Jahrtausends. Das mit der Gründung des Clubs verfolgte Ziel, einen unmittelbaren, konstruktiven, von Vertrauen getragenen und ständigen Dialog zwischen der Politik, der Wirtschaft und den Verbänden zu führen, wurde zunehmend schwieriger. Über den Umzug des Parlamentes hinaus bedeuteten die Verlegung nach Berlin von Ministerien wie dem Wirtschafts- oder dem Verkehrsministerium, von Industrierepräsentanzen, der Botschaften, Teilen der militärischen Führung und von Organisationen/Verbänden der Luft- und Raumfahrt eine spürbare Einschränkung des unverändert notwendigen Dialoges. Die personellen und finanziellen Kräfte des CdL reichten nicht aus, eine durchaus sinnvolle Verlegung des CdL nach Berlin zu verwirklichen. Unter Leitung des langjährigen Präsidenten (1996 – 2008), Herrn Parlamentarischer Staatsekretär a.D. Martin Grüner, wurde in Erkenntnis der für den CdL schwierigen Lage umfassend und sehr sorgfältig nach einer langfristigen Lösung für die Wahrnehmung der Aufgaben des CdL gesucht. In der Verschmelzung des Clubs mit der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR) wurde nach eingehender Diskussion im CdL und mit der DGLR eine zukunftsgerichtete Lösung gefunden. Seit dem 1. Januar 2009 ist der Club der Luftfahrt von Deutschland e.V. mit der DGLR formal und inhaltlich verschmolzen.