EnBW und DLR veranstalten Drohnenwettbewerb für den Einsatz in Offshore-Windparks
Offshore-Windparks spielen für die Energiewende eine zentrale Rolle. Sie liegen jedoch oft 100 Kilometer entfernt von der Küste. Die langen Anfahrtswege mit Schiffen oder der Transport mit Helikoptern machen die Wartung und Reparatur der Windkraftanlagen zu einer Herausforderung. Unbemannte Luftfahrzeuge oder Drohnen könnten künftig dafür eingesetzt werden, Werkzeug, Material und perspektivisch auch Personal schneller und kostengünstiger zum Windpark zu bringen. Die EnBW Energie Baden-Württemberg AG und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) veranstalten eine zweitägige „Offshore Drone Challenge“ am Nationalen Erprobungszentrum für unbemannte Luftfahrtsysteme des DLR in Cochstedt. Bei diesem Wettbewerb treten am 19. und 20. Juni 2024 internationale Drohnenunternehmen in einem Parcours gegeneinander an.
Die Flugaufgaben sind dem Materialtransport in der Offshore-Windenergie nachempfunden, vom Start der Drohne bis zur Platzierung der Last auf der Windkraftanlage. Die Unternehmen ADLC als Betreiber von Phoenix Wings, Flowcopter, Stromkind und Solectric als Betreiber von DJI stellen ihre Drohnentechnologien vor.
„Das unbemannte Fliegen ist eine Schlüsseltechnologie für die Luftfahrt der Zukunft ebenso wie die Windenergie für die Energiewende. In beiden Bereichen engagiert sich das DLR mit umfangreichen Forschungsaktivitäten. Wichtig sind uns dabei immer ein intensiver Wissensaustausch zum Beispiel mit Behörden, THW und Bundeswehr, die Industriekooperationen und der Technologietransfer in die Wirtschaft“, betont Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende des DLR. „Deshalb freue ich mich ganz besonders über die gemeinsam von EnBW und DLR veranstaltete ‚Offshore Drone Challenge‘ hier am DLR-Standort Cochstedt. Gemeinsam mit den teilnehmenden Start-ups aus der Drohnen-Economy setzen wir neue Impulse für die Wartung und den Betrieb von Windkraftanlagen auf hoher See. Einmal mehr zeigt sich, wie das Nationale Erprobungszentrum des DLR in Cochstedt die internationale Vorreiterrolle Deutschlands und Europas bei neuen Luftfahrttechnologien für das unbemannte Fliegen stärkt.“
Peter Heydecker, EnBW-Vorstand für Nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur: „Die EnBW setzt im Betrieb ihrer Offshore-Windparks auf innovative Technologien. Als erfahrener Betreiber von Offshore-Windparks möchten wir dazu beitragen, diesen neuen Logistik-Ansatz zu einer Standard-Dienstleistung weltweit zu machen. Denn Transportdrohnen werden künftig maßgeblich dazu beitragen, die Betriebskosten von Offshore-Windparks zu senken, die Sicherheit zu erhöhen und die Zuverlässigkeit der Energieerzeugung von Offshore-Windenergie zu gewährleisten.“
Daniela Kluckert, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Digitales und Verkehr: „Mit ferngesteuerten Drohnen und unbemannten, autonomen Luftfahrtsystemen bricht ein neues Flugzeitalter an: Sei es der Transport von Schwerlasten oder die Bergung von Personen in Notsituationen – die Nutzung von unbemannten Luftfahrzeugen optimiert, präzisiert und revolutioniert Einsätze in zahlreichen Bereichen wie zum Beispiel Überwachung, Transport und Katastrophenmanagement. Wir im BMDV wollen das enorme Wachstumspotenzial im unbemannten Luftfahrtsektor weiter stärken und unterstützen die Entwicklung des Hochtechnologiesektors.”
Dr. Jürgen Ude, Staatssekretär für Strukturwandel und industrielle Großprojekte im Land Sachsen-Anhalt: „Wir sind froh und stolz, diese 2021 neu geschaffene Einrichtung in Sachsen-Anhalt zu haben. Cochstedt ist damit nicht nur Zentrum einer Zukunftstechnologie in Sachsen-Anhalt, der Forschungsflughafen hat sich auch zu einem Anziehungspunkt für Unternehmen aus der Luftfahrt- oder Logistikbranche entwickelt, die selbst Flugsysteme entwickeln oder nutzen wollen.“
Betriebs- und Wartungslogistik für Offshore-Windparks im Fokus
Die „Offshore Drone Challenge“ vom 19. bis 20. Juni 2024 in Cochstedt ist eingebunden in das gemeinsame Projekt „Upcoming Drones Windfarm“ von DLR und EnBW. Kleine Drohnen sind bereits heute in Offshore-Windparks im Einsatz. Mit Wärmebildkameras fliegen sie um die Rotorblätter und liefern Fotos, die Schäden zeigen können. Allerdings sind die Reichweite und Nutzlast bei kleinen Drohnen begrenzt. In dem Forschungsprojekt geht es dagegen um die Zukunftsperspektive von Drohnen, denn für den Ersatz von Schiffstransporten sind Flüge von rund 100 Kilometer hinaus aufs Meer und eine Nutzlast von 200 Kilogramm nötig. Die Unternehmen ADLC, Stromkind und Solectric zeigen in Wettbewerbs-Flügen vor Ort ihre Fähigkeiten. Flowcopter stellt die größte der präsentierten Drohnen aus.
Im Mittelpunkt der Flüge im Wettbewerb steht die Erprobung von Flugmanövern, die in der Betriebs- und Wartungslogistik für Offshore-Windparks eine wesentliche Rolle einnehmen. Zu den verschiedenen Etappen gehören Aufgaben wie etwa
- möglichst automatisches Aufnehmen,
- Transportieren und Absetzen der Last,
- die Kommunikation mit dem Windpark, um den Landeanflug auf eine Windenergieanlage zu beginnen
oder auch - ein Flug außerhalb der Sichtweite, für den die Drohne vollständig automatisch fliegen muss.
Um den Einsatz von Drohnen in Offshore-Windparks zu erproben, wird im Juni 2024 erstmals eine Geozone am Nationalen Erprobungszentrum für Unbemannte Luftfahrtsysteme genutzt. Die Einrichtung dieses speziellen geografischen Gebiets ermöglicht es, Drohnen mit einer Abflugmasse von bis zu 800 Kilogramm außerhalb des direkten Sichtfelds am Flughafen Cochstedt fliegen zu lassen.
Das Projekt „Upcoming Drones Windfarm“ wird vom Bundesministerium für Wirtschaft- und Klimaschutz (BMWK) gefördert.