EASA und IATA veröffentlichen umfassenden Plan zur Minderung der Risiken von GNSS-Interferenzen
Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) und die International Air Transport Association (IATA) haben einen umfassenden Plan zur Abschwächung der Risiken veröffentlicht, die sich aus der Interferenz des globalen Satellitennavigationssystems (GNNS) ergeben. Der Plan war Teil der Schlussfolgerungen eines gemeinsam veranstalteten Workshops zum Thema GNSS-Interferenzen.
Angesichts der zunehmenden Häufigkeit von Interferenzen mit GNSS-Signalen kam der Workshop zu dem Schluss, dass ein umfassenderer und besser koordinierter Ansatz erforderlich ist, der sich auf vier Schlüsselbereiche konzentriert: verbesserte Informationsbeschaffung, stärkere Präventions- und Entschärfungsmaßnahmen, effektivere Nutzung der Infrastruktur und Luftraumverwaltung sowie bessere Koordinierung und Bereitschaft zwischen den zuständigen Stellen.
In den letzten Jahren häufen sich in Osteuropa und im Nahen Osten die Berichte über Störungen von GNSS-Signalen, die als Jamming und Spoofing bezeichnet werden. Ähnliche Vorfälle wurden auch an anderen Orten der Welt gemeldet. Die anfängliche Reaktion konzentrierte sich nur auf die Eindämmung dieser GNSS-Störungsvorfälle.
„GNSS-Störungen entwickeln sich sowohl hinsichtlich ihrer Häufigkeit als auch ihrer Komplexität. Es geht nicht mehr nur darum, GNSS-Störungen einzudämmen, sondern wir müssen die Widerstandsfähigkeit erhöhen. Die sich entwickelnde Art der Bedrohung erfordert einen dynamischen und ehrgeizigen Aktionsplan", sagte Jesper Rasmussen, Direktor für Flugnormen der EASA. „Durch die Zusammenarbeit mit unseren Partnern in der Europäischen Union und der IATA sowie durch die Unterstützung der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) setzen wir uns dafür ein, dass die Luftfahrt sicher, geschützt und navigierbar bleibt.“
„Die Zahl der GPS-Signalverluste (Global Positioning System) ist laut IATA-Daten aus dem Global Aviation Data Management Flight Data eXchange (GADM FDX) zwischen 2021 und 2024 um 220 Prozent gestiegen. Und angesichts der anhaltenden geopolitischen Spannungen ist es schwer vorstellbar, dass sich dieser Trend in naher Zukunft umkehren wird. IATA und EASA arbeiten gemeinsam daran, die in das System eingebauten Redundanzen zu verstärken, um die Sicherheit des Flugverkehrs zu gewährleisten. Der nächste Schritt besteht darin, dass die ICAO diese Lösungen durch eine globale Angleichung der Normen, Leitlinien und Berichte vorantreibt. Dies muss auf der ICAO-Versammlung im Laufe dieses Jahres hohe Priorität haben. Um der Bedrohung einen Schritt voraus zu sein, muss die Luftfahrt gemeinsam und ohne Verzögerung handeln", sagte Nick Careen, IATA Senior Vice President, Operations, Safety und Security.
Detaillierte Workshop-Ergebnisse
Der Workshop kam zu dem Schluss, dass vier Arbeitsbereiche von entscheidender Bedeutung sind:
Verbesserte Meldung und Überwachung
- Einigung auf Standard-Funkrufe für die Meldung von GNSS-Interferenzen und standardisierte NOTAM-Codierung (Notice to Airmen), d.h. Q-Codes.
- Festlegung und Umsetzung von Überwachungs- und Warnverfahren, einschließlich Luftraumüberwachung in Echtzeit.
- Sicherstellung der unverzüglichen Weiterleitung von Informationen an die zuständigen Stellen für die formelle Meldung.
Vorbeugung und Abschwächung
- Verschärfung der Kontrollen (einschließlich Ausfuhr- und Zulassungsbeschränkungen) für Störsender.
- Unterstützung der Entwicklung technischer Lösungen, um:
- falsche Geländewarnungen zu reduzieren;
- die situationsbedingte Störung durch tragbare Spoofing-Detektoren zu verbessern; und
- eine schnelle und zuverlässige Wiederherstellung von GPS-Geräten nach Signalverlust oder Störungen zu gewährleisten.
Infrastruktur und Luftraummanagement
- Aufrechterhaltung eines GNSS-Backups mit einem Mindestbetriebsnetz herkömmlicher Navigationshilfen.
- Bessere Nutzung der Fähigkeiten des militärischen Flugverkehrsmanagements (ATM), einschließlich der taktischen Flugnavigationsnetze und der GNSS-Echtzeitüberwachung des Luftraums.
- Verbesserung der Verfahren für die Luftraum-Notfall- und Umkehrplanung, damit Flugzeuge auch bei Störungen sicher navigieren können.
Koordinierung und Vorbereitung
- Verbesserung der zivil-militärischen Koordinierung, einschließlich der gemeinsamen Nutzung von Daten über GNSS-Hochfrequenzstörungen (RFI).
- Vorbereitung auf sich entwickelnde Bedrohungsmöglichkeiten, auch für Drohnen.
Der Workshop fand vom 22. bis 3. Mai am Hauptsitz der EASA in Köln statt und wurde von mehr als 120 Expertinnen und Experten aus der Luftfahrtindustrie, Forschungseinrichtungen, Regierungsstellen und internationalen Organisationen besucht.
Quelle (Englisch): https://www.easa.europa.eu/en/newsroom-and-events/press-releases/easa-and-iata-publish-comprehensive-plan-mitigate-gnss