30.09.2022 - Allgemein, DGLR, Presse, Luftfahrt, Raumfahrt

Rekordteilnehmerzahlen beim 71. Deutschen Luft- und Raumfahrtkongress (DLRK) 2022 in Dresden

Aktuelle Themen, produktive Gespräche und eine Rekordzahl an Teilnehmenden – am 29. September 2022 ging der 71. Deutsche Luft- und Raumfahrtkongress (DLRK) erfolgreich zu Ende. Über 700 Expertinnen und Experten, Nachwuchskräfte und Interessierte nutzten die letzten drei Tage, um sich über aktuelle Forschungsprojekte und neue Ansätze zu informieren und auszutauschen.


Bild: DGLR

„Die starke Resonanz auf den DLRK 2022 zeigt, wie wichtig solche Veranstaltungen für den Austausch und das Vernetzen sind“, sagte Roland Gerhards, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR). „Es besteht ein enormer Nachholbedarf in der Luft- und Raumfahrtbranche, sich wieder gemeinsam in Präsenz zu treffen und zu diskutieren“. Während Gerhards auf der DLRK-Eröffnungsfeier die intensive deutsche Beteiligung an der internationalen Luft- und Raumfahrt betonte, sprach die 1. Vizepräsidentin der DGLR, Dr. Cornelia Hillenherms, auch den Krieg in der Ukraine und seine Bedeutung für die Branche an: „Russlands Angriff auf die Ukraine hat die Luft- und Raumfahrt vor große Herausforderungen gestellt. Durch die Ankündigungen Russlands bezüglich der Zusammenarbeit im Weltraum kam es zu einem enormen Vertrauensbruch.“

Die Raumfahrt im Fokus politischer Entscheidungen

Am ersten Kongresstag, dem 27. September, sprach der deutsche Astronaut Dr. Matthias Maurer in seinem Plenary Talk „Cosmic Kiss“ ebenfalls über die Situation mit Russland und der Internationalen Raumstation ISS. Maurer äußerte sein Bedauern darüber, wie stark die Ankündigung von Russland in den Medien verbreitet wurde, wies jedoch auch auf die später weniger publizierte Revidierung dieser Aussage durch den Roskosmos-Flugdirektor für das russische ISS-Segment, Vladimir Solovyov, hin. Maurer berichtete in seinem Talk über seine Forschung während seines Einsatzes auf der Raumstation, die in Zeiten von Corona aktuelle Anwendung finden kann: Mit seinem Experiment „Touching Surfaces“ untersuchte der Materialwissenschaftler Keime abtötendes Material. Kranke Personen hinterlassen ansteckende Keime auf Oberflächen, beispielsweise Türklinken. Material das Keime abtötet, kann eine Übertragung verhindern und damit die Ansteckungskette unterbrechen.

Prof. Dr. Martin Tajmar von der Technischen Universität Dresden begeisterte zum Abschluss des Plenarvortragsprogramms mit seinem Beitrag „Revolutionäre Raumfahrtantriebe“. Er ließ das Publikum einen Blick in eine für ihn realistische Zukunft werfen: Reisen mit Lichtgeschwindigkeit. Tajmar möchte die drei Grenzen Zeit, Distanz und Masse, überwinden die beim Reisen mit Lichtgeschwindigkeit eine enorme Herausforderung darstellen. Er stellte dabei die Möglichkeit vor, dass in Zukunft eine fortschrittliche künstliche Intelligenz (KI) die Reise zum nächsten Sternensystem auf sich nehmen könnte. So ließe sich die Grenze Zeit bewältigen, da eine KI keine begrenzte Lebenszeit habe.

Neue Antriebssysteme und Softwaremethoden

Auf dem DLRK wurden auch die aktuellen Herausforderungen des Luftfahrtsektors diskutiert. Dabei ging es vor allem darum, wie die Klimabilanz von Flugzeugen verbessert werden kann – zum Beispiel durch den Einsatz von innovativen Antrieben. Für den Leiter der DLRK-Programmkommission, Prof. Dr. Hartmut Fricke von der Technischen Universität Dresden, liegt die Zukunft in Sustainable Aviation Fuels (SAF) und Wasserstofftechnologien. Eine Teilelektrifizierung ist laut Fricke für Kurz- und Mittelstreckenflüge realisierbar, für Langstreckenflüge müssten andere Alternativen wie SAF her. Auf dem DLRK wurden Elektroflugzeuge und Wasserstoffantriebe sowie ihre Eigenschaften miteinander verglichen und diskutiert.

Dabei ging es nicht nur um die Hard- sondern auch um die Software. Am letzten Tag des DLRK sprach Dr. Sabine Roller vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in ihrem Plenarvortrag „Softwaremethoden in der Flugzeugentwicklung“ über die benötigten Werkzeuge, um die unterschiedlichen Bausteine eines Flugzeugs effizient zusammenzufügen. Dafür würde einzelne besonders effektive Software benötigt sowie eng verkoppelte Multi-Software für Plattformen und Techniken wie künstliche Intelligenz (KI).

Auf dem DLRK Vorbereitungen für die Zukunft treffen

Neben spannenden Themen traf der wissenschaftliche Nachwuchs während des Kongresses auch auf potenzielle Arbeitgeber. Auf der Eröffnungsveranstaltung wurden wieder die Nachwuchspreise für hervorragende Studien-, Bachelor- und Masterarbeiten sowie Dissertationen auf dem Gebiet der Luft- und Raumfahrt vergeben.

Am Gesellschaftsabend erhielt Katharina Kreitz gemeinsam mit ihrem Team Vectoflow die Ehrennadel der Deutschen Luftfahrt. Kreitz gründete 2015 mit Dr. Christian Haigermoser die Vectoflow GmbH. Zusammen entwickelten sie die weltweit erste Strömungsmesstechnik mit Sonden, die nach dem 3D-Multimaterial-Druckverfahren hergestellt werden. Ziel der Technologie ist es, die Aerodynamik von Produkten der Luftfahrt zu optimieren.

Der nächste Deutsche Luft- und Raumfahrtkongress findet vom 19. bis 21. September 2023 im Haus der Wirtschaft in Stuttgart statt.

Die DGLR – Informieren, Vernetzen, Fördern

Die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt – Lilienthal-Oberth e.V. (DGLR) ist die älteste Institution in der Bundesrepublik Deutschland, die allen, die sich privat oder beruflich mit Luft- und Raumfahrt beschäftigen, ein gemeinsames Forum bietet. Hier vernetzt sich das Wissen der Luft- und Raumfahrt, aktuelle Projekte und Entwicklungen werden vorgestellt und gute Ideen gefördert und honoriert.