26.08.2021 - DGLR, Presse, Raumfahrt

DLRK 2021: Innovationen aus der Raumfahrt und eine Reise zur Internationalen Raumstation

Neben der Erkundung ferner Planeten und der Entdeckung fremder Galaxien fokussiert sich ein Großteil der Raumfahrtforschung auf die Erde. So trägt die Erdbeobachtung durch Satelliten zum Beispiel zum Monitoring von Klimazielen oder im Katastrophenfall bei – wie zum Beispiel beim Flutunglück diesen Juli im Westen Deutschlands. Die Raumfahrtforschung regt aber auch Innovationen an, die unser Leben wissenschaftlich, technologisch und auch wirtschaftlich voranbringen können. Ein wichtiger Motor hierfür ist die Forschung auf der Internationalen Raumstation ISS. Noch in diesem Jahr startet der deutsche Astronaut Dr. Matthias Maurer zu seiner ersten Reise dorthin. Von ihm und dem ehemaligen deutschen Astronauten Dr. Thomas Reiter erfahren die Teilnehmer des 70. Deutschen Luft- und Raumfahrtkongress (DLRK), welche Erkenntnisse Maurers Mission „Cosmic Kiss“ bringen soll. Dies ist eins von vielen spannenden Themen beim virtuellen DLRK vom 31. August bis zum 2. September 2021, die die enormen Potenziale der Raumfahrt verdeutlichen.


Bild: ESA

Die Himmelsscheibe von Nebra, vergoldete Schallplatten, die auf den Raumsonden Pioneer und Voyager mit Informationen über die Menschheit zu den Sternen reisen, Erde, Mond und Mars: Für das Logo seiner Cosmic-Kiss-Mission hat sich Maurer Elemente ausgesucht, die für die Faszination für den Weltraum stehen sowie den Wunsch, mehr über die Entstehung des Lebens, das Universum und unseren Platz darin zu erfahren. Am 31. August 2021, dem Plenary Day des diesjährigen DLRK, richtet sich der deutsche Astronaut der Europäischen Weltraumorganisation ESA mit einer Video-Grußbotschaft an die Teilnehmer des Kongresses und erläutert seine Mission. Anschließend wird Dr. Thomas Reiter, der 2006 als erster Europäer zur ISS reiste, die Cosmic-Kiss-Mission mit ihren wissenschaftlichen Experimenten und Zielen noch genauer vorstellen. Wenn Maurer im Herbst zu seiner ersten Mission zur ISS aufbricht, wird er nicht nur rund sechs Monate auf der Raumstation leben und arbeiten. Der promovierte Werkstoffwissenschaftler wird auch viele Menschen auf der Erde mit seinem Blick aus dem Weltraum inspirieren und für die Raumfahrt und einen besseren Umgang mit der Erde werben.

Raumfahrt und Klimaschutz

Die Rolle der Raumfahrt im Klimaschutz wird auch Teil einer Podiumsdiskussion am Plenary Day sein, bei der Experten über einen „Green Deal in der Luft- und Raumfahrt“ diskutieren, darunter Thomas Jarzombek, Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, Marco Fuchs, CEO OHB SE, Dr. Nicolaus Hanowski, Leiter des EO Mission Departments der ESA und Karl-Heinz Servos, COO ArianeGroup GmbH. Denn mit der Erdbeobachtung leistet die Raumfahrt einen bedeutenden Beitrag für den Klimaschutz auf der Erde. Aus diesem Grund soll auch das bestehende Copernicus-System ausgeweitet werden. Neben den bisherigen sechs Missionen zur Überwachung von Land, Meer und Atmosphäre sollen sechs weitere hinzukommen, um Antworten auf die globalen Herausforderungen durch Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Umweltprobleme zu finden.

Auch Prof. Johann-Dietrich Wörner, Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften acatech, widmet sich am Plenary Day in seinem Vortrag „Raumfahrt und Innovation“ der Raumfahrt und ihrem Nutzen für unser tägliches Leben. Deutschland zählt weltweit zu den führenden Nationen in der Raumfahrt. Dabei wirkt sich alleine schon die Forschung für die Raumfahrt positiv auf Wissenschaft, Technologie und Wirtschaft aus, denn viele der so entstehenden Innovationen können auch an anderer Stelle auf der Erde eingesetzt werden. Ebenso nützlich sind die Ergebnisse wissenschaftlicher Experimente, wie sie unter anderem auf der ISS stattfinden. In Schwerelosigkeit wachsen zum Beispiel Proteinkristalle, die ganz neue Wirkstoffe für Medikamente ermöglichen. Auch Materialien verhalten sich auf der ISS anders – so entstehen Erkenntnisse, die auf der Erde neue Anwendungsmöglichkeiten und damit Innovationen begünstigen.

Ein Weltraumbahnhof für Deutschland?

An den weiteren zwei Kongresstagen am 1. und 2. September 2021 stehen ebenfalls aktuelle Entwicklungen in der Raumfahrt im Mittelpunkt vieler Sitzungen. Dazu zählen auch die Microlauncher, spezielle Trägerraketen für Kleinsatelliten. Europas Anteil am derzeitigen Boom der kleinen Trägerraketen ist hoch und die deutsche Raumfahrt-Start-up-Szene rückte zuletzt besonders in den Fokus der raumfahrtpolitischen Betrachtung in Deutschland. Um bestmöglich am Kleinsatelliten-Boom zu partizipieren und einen wesentlichen Beitrag zu Europas unabhängigem Zugang zum All zu leisten, wird über eine mobile Offshore-Startplattform in der Nordsee diskutiert. Wie ein solcher deutscher Spaceport funktionieren könnte, erläutert Sabine von der Recke, Sprecherin der German Offshore Spaceport Alliance (GOSA), in ihrem Plenarvortrag.

Neue Möglichkeiten für Forschung und Exploration im Weltraum eröffnet zum Beispiel auch das 3D-Bioprinting. Auf dem DLRK wird ein Projekt der Technischen Universität Dresden vorgestellt, das das Potenzial von photosynthetisch aktiven Mikroalgen für die Erzeugung von lebenserhaltenden Stoffen mit den Vorteilen moderner additiver Herstellungsverfahren kombiniert. Mit der Entwicklung von unter reduzierter Schwerkraft anwendbaren Technologien sollen die Grundlagen für eine on-demand-Erzeugung von bioregenerativen Bioprinting-Produkten im Weltraum geschaffen werden. Die photosynthetische Sauerstoffproduktion bei gleichzeitigem Verbrauch von Kohlendioxid könnte zum Beispiel für die Generierung von Atemgasfiltersystemen genutzt werden.

Weitere Raumfahrt-Sitzungen beschäftigen sich mit Megakonstellationen wie den kommerziellen Projekten OneWeb und Starlink, wiederverwendbaren Trägersystemen und der Frage, welche Rolle Satelliten als integraler Bestandteil für die Breitbandversorgung auf der Erde spielen. Auch die DGLR-Nachwuchsgruppen haben beim DLRK die Gelegenheit, ihre Projekte vorzustellen. Die studentische Gruppe Decan-Aquarius an der Technischen Universität Berlin entwickelt und startet zum Beispiel Höhenraketen und präsentiert beim DLRK ihre aktuellsten Arbeiten.

Für Schülerinnern und Schüler ab der neunten Klasse organisiert der Junge Senat der DGLR eine eigene Sitzung zum Thema „Grüne Luft- und Raumfahrt - aktuelle Themen und Berufsfelder” am 1. September 2021 von 16 bis 18 Uhr. Hier wird zum Beispiel erklärt, wie Rover autonom auf anderen Planeten fahren und die Gegend erkunden können, um neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu liefern.

Mehr Informationen zum Programm und der Registrierung finden Sie unter dlrk2021.dglr.de.

Teilnahme für Pressevertreter

Pressevertreter sind herzlich eingeladen, virtuell am DLRK 2021 teilzunehmen. Bitte akkreditieren Sie sich dafür mit einer E-Mail an caroline.latz(at)dglr.de. Wenn Sie Interviewwünsche zu bestimmten Themen des Kongresses haben, teilen Sie uns diese bitte ebenfalls per E-Mail mit.

Die DGLR – Informieren, Vernetzen, Fördern

Die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt – Lilienthal-Oberth e.V. (DGLR) ist die älteste Institution in der Bundesrepublik Deutschland, die allen, die sich privat oder beruflich mit Luft- und Raumfahrt beschäftigen, ein gemeinsames Forum bietet. Hier vernetzt sich das Wissen der Luft- und Raumfahrt, aktuelle Projekte und Entwicklungen werden vorgestellt und gute Ideen gefördert und honoriert.