4 VORWORT Luft- und Raumfahrt, Sonderausgabe 2023 Sehr geehrte Leserinnen und Leser, liebe Mitglieder der DGLR, dieses Sonderheft widmen wir dem wert- vollsten Gut unserer Gesellschaft: dem Nachwuchs. Ob wir uns den demografi- schen Wandel anschauen oder den seit Jahren beklagten Fachkräftemangel, jun- ge Menschen sehen sich heute einer Viel- zahl von Aufgaben gegenüber, die ihre Generation und die nachfolgenden zu bewältigen haben. Gleichzeitig scheinen die sich bietenden Möglichkeiten schier unbegrenzt zu sein. Die größte Herausforderung der nächsten Generationen wird darin bestehen, die durch den Menschen verursachte Erd- erwärmung zu stoppen und mit den Folgen des Klimawandels leben zu lernen. Was bedeutet das für die Luft- und Raum- fahrt? Die kommerzielle Luftfahrt ist heu- te mit circa zwei bis drei Prozent am welt- weiten Kohlendioxidausstoß beteiligt. Dieser Anteil wird tendenziell noch steigen, solange nur in geringem Maße nachhaltige Kraftstoffe (SAF, Sustainable Aviation Fuels) eingesetzt werden bzw. andere, klimaver- träglichere Technologien noch nicht aus- reichend zur Verfügung stehen. Die Wei- terentwicklung bereits vorhandener Tech- nologien ist natürlich genauso wichtig und trägt ebenfalls dazu bei, die Klimawirkung zu reduzieren. Kurz: Um das Ziel, bis 2050 klimaneutral zu fliegen, zu erreichen, sind enorme Anstrengungen auf allen Ebenen (Politik, Industrie, Forschung, Behörden etc.) und in nahezu jedem technologischen Bereich erforderlich. Besonders spannend dabei ist, dass wir „die Lösung“ noch nicht wirk- lich genau kennen! Bei der Frage, wie wir dieses Ziel erreichen, müssen wir also in jedem Fall neue Wege gehen. Dazu braucht es junge, gut ausgebildete und kreative Köpfe, die – am besten gemeinsam mit erfahrenen Fachleuten – die verschiede- nen Fragestellungen angehen und Lösun- gen entwickeln. Dieser Aufbruch bedeutet also nicht nur, dass wir vor großen Heraus- forderungen stehen, sondern auch, dass die Suche nach den Lösungen extrem spannend und aufregend ist! Neben den klassischen Disziplinen wie etwa der Aerodynamik, dem Leichtbau und der Antriebstechnik bedarf es auch vermehrt der Expertise in Informations- und Elektrotechnik, künstlicher Intelligenz und Digital Engineering. Das zeigt: Das Berufsumfeld in der Luft- und Raumfahrt wird diverser, vielfältiger und noch kom- plexer, als es jetzt bereits ist. Auch die Durchlässigkeit zu anderen Transportmit- teln, Intermodalität und neuen Mobilitäts- konzepten erfordern die Erweiterung des Horizonts. Der Erfolg der Branche hängt also wesent- lich davon ab, ob es gelingt, die besten Leute in hinreichender Zahl zu gewinnen, zu fördern und zu halten. Die Universitäten und Hochschulen sind gefordert, auf die sich ändernden Anforderungen zu reagie- ren und gegebenenfalls ihre Curricula zu erweitern, ohne allzu unübersichtlich und diversifiziert aufzutreten. Der Bedarf an speziell ausgebildeten Fachkräften in der Produktion nimmt aus den gleichen Grün- den ebenfalls zu. Wir geben in diesem Heft einen aktuellen Überblick über Studien- gänge sowie Ausbildungsmöglichkeiten und verweisen wie immer auch auf das Projekt skyfuture.de. Die Art und Weise, wie Wissen vermittelt und gelernt wird, hat sich vor allem durch die Coronapandemie verändert. Digitale Methoden sind zwangsläufig verstärkt zum Einsatz gekommen und erlauben eine größere Flexibilität. Dass das gerade im Studium nicht nur Vorteile mit sich bringt, erfahren Sie im Interview mit Prof. Dr. Eike Stumpf von der RWTH Aachen. Für Unter- nehmen ist es zudem wichtig, ihren Mit- arbeitenden attraktive und passgenaue Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten. Hier unterstützt die DGLR mit ihrem umfangreichen Angebot und baut dieses in Absprache auch gerne zielgerichtet wei- ter aus. B i l d : C o r n e l i a H i l l e n h e r m s Dr. Cornelia Hillenherms 1. Vizepräsidentin der DGLR Wie aktiv die DGLR dem Nachwuchs in der Luft- und Raumfahrt verschrieben ist, zeigt sich auch in dieser Sonderausgabe: Seit Jahrzehnten prämiert die DGLR jährlich mit den Nachwuchspreisen hervorragen- de Studien-, Bachelor-, Diplom- und Mas- terarbeiten sowie Dissertationen. Drei aus- gezeichnete Nachwuchskräfte stellen ihre Perspektiven und Erfahrungen in der Luft- und Raumfahrt vor. Auch fördert die DGLR Nachwuchsgruppen, die in Teams an den jeweiligen Hochschulen und Universitäten selbstständig an eigenen Projekten arbei- ten und so vielseitige Erfahrungen in der Umsetzung innovativer Ideen sammeln. Neu dazu kommt das vom Jungen Senat initiierte Mentoring-Programm, das einen fächer- und generationenübergreifenden Austausch und Wissenstransfer fördert. Der erste Durchgang startet gerade: Sind Sie dabei? Ihre Cornelia Hillenherms