23.09.2015 - Politik/Gesellschaft, Presse

Ehrung für ein Stück Raumfahrtgeschichte: Rosetta- und Philae-Teams erhalten die Wernher-von-Braun-Ehrung

Am 12. November 2014 schrieben die Sonde Rosetta und der Lander Philae mit ihrem Flug zum und der Landung auf dem Kometen Churyumov-Gerasimenko Raumfahrtgeschichte. Am 23. September 2015 werden die Teams, die das Vorhaben ermöglicht haben, von der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR) mit der höchsten Teamehrung im Bereich der Raumfahrt in Deutschland ausgezeichnet: der Wernher-von-Braun-Ehrung.


Quelle: DGLR.

Quelle: DGLR.

Stellvertretend für die Teams nehmen die Leiter der Missionen die Auszeichnungen entgegen. Für das Rosetta-Team erhalten Dr. Rainer Best und Gunther Lautenschläger die Ehrung „in Anerkennung der besonderen Verdienste als Mitglied des ‚Rosetta-Teams‘ für die Konzeption, den Bau und die Verifikation der Rosetta-Sonde, die gegenwärtig eine der komplexesten und wissenschaftlich erfolgreichsten Weltraummissionen durchführt“, so heißt es in der Urkunde. Dr. Rainer Best leitete ab 1996 die Entwicklung der Raumsonde Rosetta, die 2004 von der Erde startete. Ab 2008 übernahm Gunter Lautenschläger die Projektleitung und ist seitdem technischer Ansprechpartner für die Europäische Weltraumorganisation ESA.

Für das Philae-Team nimmt Leiter Dr. Stephan Ulamec die Ehrung entgegen. Er erhält die Auszeichnung „in Anerkennung der besonderen Verdienste als Mitglied des ‚Philae-Teams‘ für die herausragende Leistung des Betriebs des Philae-Landers vor, während und nach dem Absetzen des Landegeräts am 12. November 2014 durch die Raumsonde Rosetta, insbesondere die schnelle und erfolgreiche Anpassung an den unerwarteten Landevorgang.“

„Die Landung auf einem Kometen war eines der größten Ereignisse in der Raumfahrt seit der Mondlandung 1969. Sonde und Lander waren zehn Jahre unterwegs. Das trotzdem alles beinahe reibungslos funktioniert hat, ist nur der exzellenten Planung und der herausragenden Technik durch die Teams zu verdanken“, sagte der Präsident der DGLR, Prof. Rolf Henke.

Am 2. März 2004 startete die Sonde Rosetta zu ihrer zehnjährigen Reise zum Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko. Auf ihrem Weg holte sie sich durch die Anziehungskräfte drei Mal bei der Erde und einmal beim Mars „Schwung“, um den Kometen erreichen zu können. Dabei flog sie an den Asteroiden Stein (2008) und Lutetia (2010) vorbei, von denen sie Bilder machte und physikalische Messungen durchführte.

2011 wurde Rosetta in einen Ruhemodus versetzt, da ihre Flugbahn bis jenseits des Planten Jupiter führte. In dieser Entfernung hätten die Sonnensegel nicht mehr ausreichend Strom für die wichtigen Funktionen der Sonde erzeugen können. Am 20. Januar 2014 wurde Rosetta dann wieder erfolgreich „aufgeweckt“. Zu diesem Zeitpunkt war sie nur noch neun Millionen Kilometer von ihrem Ziel, Churyumov-Gerasimenko, entfernt.

Im Mai 2014 trat Rosetta in eine Art Umlaufbahn um den Kometen ein. Dort führte sie erste Messungen durch und versuchte den Kometen vollständig zu kartieren. Dies geschah besonders, um eine geeignete Landestelle für Lander Philae zu finden. Dieser trennte sich am 12. November 2014 von der Sonde und setzte um 16:34 Uhr mitteleuropäischer Zeit auf dem Kometen auf. Da die Harpunen nicht erfolgreich ausgelöst wurden, hob Philae nach kurzem Bodenkontakt wieder von der Kometenoberfläche ab. Insgesamt landete Philae drei Mal, bevor er um 18:32 endgültig auf der Kometenoberfläche stehen blieb und mit den Messungen begann.

Da Philae außerplanmäßig an einer recht schattigen Stelle gelandet war, hielt der Akku nur bis zum 15. November um 1:36 Uhr bevor er in eine Art Winterschlaf fiel. Am 13. Juni 2015 meldete sich Philae für 85 Sekunden zurück und sendete über 300 Datenpakete zur Erde. Danach schaffte es das Philae-Team, noch einige Male für kurze Zeit den Kontakt herzustellen.

Am 13. August 2015 erreichten Sonde Rosetta und Lander Philae gemeinsam mit Churyumov-Gerasimenko den sonnennächsten Punkt des Kometen.

Mit den elf Instrumenten an Bord der Sonde Rosetta und den zehn Instrumenten die sich an Bord des Philae-Landers befinden, sollen neben Fotos chemische, physikalische und mineralogische Untersuchungen durchgeführt und die Ergebnisse zur Erde gesendet werden. Die Wissenschaftler hoffen, dadurch etwas über Ursprung und Beschaffenheit der Kometen herauszufinden und so mehr über die Entstehung des Sonnensystems zu lernen.