22.09.2015 - Politik/Gesellschaft, Presse

Ludwig-Prandtl-Ring: Höchste Auszeichnung für Prof. Dr. Dietmar Hennecke

Am 22. September 2015 hat der 76-jährige Luftfahrtingenieur Prof. Dr. Dietmar Hennecke den Ludwig-Prandtl-Ring, die höchste Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR) erhalten. Hennecke wird für seine hervorragenden Leistungen zur Entwicklung und zum Betrieb von Strahltriebwerkskomponenten ausgezeichnet. „Insbesondere durch seine bahnbrechenden theoretischen, numerischen und experimentellen Arbeiten zur Auslegung und zum stabilen Betrieb von Verdichtern, zur Turbinen-Schaufelkühlung sowie zur homogenen Verbrennung in Brennkammern“ habe sich Hennecke, laut Urkundentext, die Ehrung verdient.


v.l.n.r.: Prof. Henke, Prof. Hennecke, Laudator Prof. Schiffer

v.l.n.r.: Prof. Henke, Prof. Hennecke, Laudator Prof. Schiffer

Bei einem Strahltriebwerk wird die Luft angesaugt, verdichtet, mit einem flüssigen Treibstoff vermischt, gezündet und verbrennt. Durch diesen Prozess bildet sich ein Heißgas, das austritt und den Schub erzeugt, der das Flugzeug antreibt. „Prof. Dr. Hennecke hat dazu beigetragen das Strahltriebwerk deutlich zu optimieren und effizienter zu machen, und so einen beachtlichen Beitrag zum Luftverkehr von heute geleistet“, sagte Prof. Rolf Henke, Präsident der DGLR, der den Ludwig-Prandtl-Ring bei der Eröffnungsveranstaltung des 64. Deutschen Luft- und Raumfahrtkongresses  (DLRK) überreichte.

„Prof. Hennecke hat nicht nur als Fachmann, als Wissenschaftler, sondern eben auch als Mensch genau den Fußabdruck in der Community hinterlassen, den es am Ende braucht, um für die hohe Auszeichnung mit dem Ludwig-Prandtl-Ring vorgeschlagen zu werden“, sagte Prof. Dr. Heinz-Peter Schiffer, Laudator und ehemaliger Doktorand Henneckes.

Herr Prof. Dr. Dietmar Henneke studierte Maschinenbau an der RWTH Aachen und schloss sein Studium 1964 als Diplom-Ingenieur ab. Mit seinem sehr guten Studienabschluss erhielt er ein Stipendium der Volkswagenstiftung, das ihn in die USA an die University of Minneapolis in Minnesota brachte. Dort arbeitete er als Assistent von Prof. Dr. Ernst R. Eckert, ein renommierter Forscher auf dem Gebiet der Wärmeübertragung, und schloss sein Studienaufenthalt mit der wissenschaftlichen Qualifikation als Ph.D. ab.

Nach seinem Auslandsaufenthalt kam Hennecke 1970 wieder nach Deutschland und begann für MTU Aero Engines GmbH in München zu arbeiten. Hier war er auf verschiedenen Fachgebieten für Entwicklungsarbeiten von Fluggasturbinen zuständig. Seine Schwerpunkte lagen unter anderem auf dem Gebiet der Wärmetechnik, insbesondere der Turbinenschaufelkühlung, und auf dem Gebiet der Verdichteraerodynamik. Ein Highlight seiner Arbeit waren seine Ergebnisse und Erkenntnisse vom Transsonik-Verdichter, die in den sechsstufigen Verdichter der MTU Aero Engines GmbH für das Triebwerk PW 6000 einflossen. Für diesen bekam MTU 2003 den Innovationspreis der deutschen Industrie.

1983 wurde Hennecke erneut in die USA, an die University of Colorado in Boulder berufen, was er jedoch ablehnte. Stattdessen wurde er ein Jahr später Professor an der Technischen Universität Darmstadt im Fachbereich Maschinenbau und beendete damit seine industrielle Tätigkeit. In der TU Darmstadt übernahm er die Leitung des Fachgebietes Flugantriebe, das von 1993 bis 2004 zum Fachgebiet Gasturbinen und Flugantriebe wurde und heute das Fachgebiet Gasturbinen, Luft- und Raumfahrtantriebe ist.

In seiner Zeit an der TU forschte Hennecke besonders auf den Gebieten der Transsonik-Verdichter, Verdichterstabilität, Mischungsvorgänge in Brennkammern und Turbinenschaufelkühlung. 2004 ging Hennecke in den Ruhestand.

Hennecke engagierte sich früh für internationale Kooperationen und den wissenschaftlichen Austausch in der Luftfahrt in Deutschland. So gehört er seit 1972 zum Gründungsteam der „International Society of Air Breathing Engines“ (ISABE). Hennecke war 30 Jahre lang einer von etwa 30 nationalen Vertretern verschiedener Länder bei der ISABE. Diese pflegt den Austausch von Ergebnissen und Erkenntnissen auf dem Gebiet  luftatmender Antriebstechnologien. In ähnlicher Weise vertrat Hennecke die Interessen der deutschen Triebwerksindustrie ab 1975 in der AGARD. Die Abkürzung steht für die „Advisory Group for Aerospace Research and Development“, eine Unterorganisation der NATO,  die heute als „Research and Technology Organisation“ (RTO) bekannt ist.

Prof. Dr. Dietmar Hennecke ist seit 1973 Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt.