DASH gewinnt den DGLR-Nachwuchsgruppenwettbewerb
Sie wollen mit Drohnen die Bergerettung revolutionieren, den Körper für (außer-)irdische Einsätze mit einem Exoskelett verstärken oder einen nachhaltigen Microlauncher für den Transport von Kleinsatelliten entwickeln – fünf Projekte haben sich für den Nachwuchsgruppenwettbewerb der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt e.V. (DGLR) beworben, drei kamen ins Finale. Am 20. September wurde nun der Gewinner verkündet: Der DASH Exoskeleton Student Club von der Technischen Universität München (TUM) erhält 3.000 Euro Förderung für sein Projekt. Die Gruppen Falcon Vision, ebenfalls von der TUM, und Aspiration Rocket von der Hochschule Bremen belegten zusammen den zweiten Platz. Die Verleihung fand im Rahmen des Deutschen Luft- und Raumfahrtkongresses (DLRK) statt.
„Die DGLR-Nachwuchsgruppen zeigen das großartige eigene Engagement, das den Luft- und Raumfahrtnachwuchs antreibt. Alle drei Finalistenteams haben tolle Ideen, Kreativität und vor allem technisches Know-how bewiesen. Diesen besonderen Einsatz ergänzend zum Studium möchte die DGLR unterstützen und auch zukünftig fördern – schließlich lebt auch gerade die DGLR von diesem ehrenamtlichen Engagement“, sagte DGLR-Präsident Roland Gerhards, der die Preise auf dem DLRK-Networking-Abend überreichte. „Das Team DASH hat sich durch seine neuartige Projektidee besonders hervorgetan. Luft- und Raumfahrt sind eben nicht nur Flugzeuge und Satelliten, sondern auch viele andere Technologien, die für die Zukunft unserer Branche nicht wegzudenken sind.“
Exoskelett für Luft- und Raumfahrtanwendungen
Der Gewinner, der DASH Exoskeleton Student Club, fiel besonders durch die Neuartigkeit seiner Idee auf. „Unserem Wissen nach sind wir das erste studentisch initiierte Team in Deutschland, das sich mit Exoskeletten beschäftigt“, schrieb die Gruppe in ihrem Antrag. Die neue DGLR-Nachwuchsgruppe wurde 2021 an der TUM gegründet und arbeitet seitdem an der Entwicklung tragbarer Roboter, die die menschliche Gliedmaßen- und Muskelleistung verbessern, verstärken oder wiederherstellen. Diese können in der Medizin zur Rehabilitation, in der Industrie zur Effizienzsteigerung oder eben auch in der Luft- und Raumfahrt zur Leistungssteigerung eingesetzt werden.
Zum Beispiel können sie im Flugzeugbau beim Transport schwerer Teile zum Einsatz kommen, wie bei der Montage oder Inspektion. So kann die Effizienz gesteigert und die Verletzungsgefahr gesenkt werden. Außerhalb der Erde könnten Exoskelette von Astronautinnen und Astronauten auf langen Weltraummissionen getragen werden – die amerikanische Luft- und Raumfahrtbehörde arbeitet bereits an entsprechenden Projekten. Hierbei können sie als Trainingsgerät in der Schwerelosigkeit oder geringen Gravitation dienen, um der Schwächung von Muskeln und Knochen vorzubeugen. Sie können aber zum Beispiel auch bei astronautischen Missionen für den Bau permanenter Raumstationen auf dem Mars als Unterstützung für den menschlichen Körper eingesetzt werden. Dafür ist schweres Heben erforderlich.
Kurzfristig plant DASH den Bau eines Exoskeletts für die unteren Gliedmaßen für vollständig querschnittsgelähmte Patienten, um ihnen zu helfen, ihre Mobilität wiederzuerlangen. Dazu möchten die Studierenden 2024 am CYBATHLON-Wettbewerb teilnehmen, bei dem Menschen mit körperlichen Behinderungen mit technischen Hilfsmitteln wie motorisierten Prothesen, Rollstühlen oder eben auch Exoskeletten gegeneinander antreten. Unterstützt wird das Team von den Lehrstühlen für Carbon Composites, für Angewandte Mechanik und für Ergonomie an der TUM.
Drohnen für die Bergrettung
Ziel des einen zweitpatzierten Teams, Falcon Vision, ist es, die Bergrettung zu revolutionieren. Durch den Einsatz von autonomen Drohnen (UAS, Unmanned Aerial System) sollen Menschen in Not ausfindig gemacht und ihre Position bestimmt werden. So können vermisste Personen schneller gefunden und damit hoffentlich mehr Leben gerettet werden. Die Drohnen müssen aufgrund der starken Wetterschwankungen in Bergregionen sehr witterungsresistent sein und mit aktuellster Technik wie Sensorik für Computer Vision und Deep Learning ausgestattet werden.
Zunächst will Falcon Vision eine Drohne entwickeln, die den enormen Belastungen eines Flugs in den Bergen standhält. Nächster Schritt ist die Entwicklung der Soft- und Hardware für die Erkennung von Bergungsopfern. Wichtig ist dem Team auch die Nachhaltigkeit. Durch den rein elektrischen Betrieb werden deutlich weniger Emissionen und Lärm verursacht als bei der Suche mit Hubschraubern.
Durch die Vielfältigkeit des Systems (Konzeptionierung des Flugkörpers, Deep-Learning-Algorithmen, komplexes Kamerasystem) setzt Falcon Vision bewusst auf die Zusammenarbeit mehrerer Studiengänge. Luft- und Raumfahrt, Informatik, Elektronik, Robotik und viele weitere sollen hier gemeinsam forschen und interdisziplinäre Kontakte knüpfen.
Nachhaltig in den Weltraum
Mit ihrer nachhaltigen Rakete möchte das andere zweitplatzierte Team, Aspiration Rocket den steigenden Umweltbelastungen in der Raumfahrt entgegentreten. Durch die Kommerzialisierung entstehen nämlich immer mehr Satelliten, die mehr Starts erfordern. Umweltbelastungen treten sowohl bei der Produktion, als auch beim Start von Trägersystemen auf. Aus diesem Grund soll der Launcher von Aspiration Rocket auch wiederverwendbar sein. Weltraumschrott wird vermieden und durch die fast ausschließliche Verwendung von 3D-Druck soll der Träger schnell und kostengünstig wieder einsatzbereit sein. Mit dem 3D-Druck wird auch auf weniger benötigte Ressourcen in der Produktion gesetzt.
Dabei soll nicht nur die Rakete selbst, sondern auch der Antrieb möglichst umweltschonend sein. Aus diesem Grund möchten die Studierenden Treibstoffe verwenden, die eine geringere Umweltbelastung verursachen und nachhaltiger sind. Diese Grünen Treibstoffe können entweder aus erneuerbaren Energiequellen wie Biomasse gewonnen werden oder durch die synthetische Herstellung von Treibstoffen, die die Emissionen und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduzieren.
Ist die Rakete erst einmal fertig, soll sie in der Lage sein, Kleinsatelliten in den erdnahen Orbit zu transportieren. Derzeit arbeitet das Team an einem zwei Meter großen Demonstrator, der starten und wieder landen können soll.
Die DGLR-Nachwuchsgruppen
Mit dem Nachwuchsgruppenwettbewerb hatten die DGLR und prominente Unterstützer aus der Luft- und Raumfahrt Studierende zum Start eines eigenen, relevanten und originellen Forschungsprojekts im Bereich Luftfahrt oder Raumfahrt aufgerufen. Die Gewinner des Wettbewerbs erhalten eine Förderung in Höhe von 3.000 Euro für ihr Projekt. Der Platz zwei wird mit jeweils 500 Euro bezuschusst. Als DGLR-Nachwuchsgruppen erhalten sie später weitere Förderung. Die drei neuen Nachwuchsgruppen werden von Expertinnen und Experten aus den Reihen der DGLR-Mitglieder betreut und in die Berufswelt eingeführt.
Als DGLR-Nachwuchsgruppen können die neuen Teams mit Expertinnen und Experten der Fachbereiche und Bezirksgruppen vor Ort zusammenarbeiten und ihre Arbeitsergebnisse über die DGLR einem Fachpublikum zugänglich machen. Zusätzlich erhalten sie regelmäßig kostenlosen Zugang zum DLRK und können ihre Ergebnisse im Ausstellungsbereich präsentieren. Dazu kommen kostenlose Messeauftritte, wie auf der ILA Berlin oder der Aero Friedrichshafen.
Die DGLR – Informieren. Vernetzen. Fördern.
Die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt - Lilienthal-Oberth e.V. (DGLR) ist die älteste Institution in der Bundesrepublik Deutschland, die allen, die sich privat oder beruflich mit Luft- und Raumfahrt beschäftigen, ein gemeinsames Forum bietet. Hier vernetzt sich das Wissen der Luft- und Raumfahrt, aktuelle Projekte und Entwicklungen werden vorgestellt und gute Ideen gefördert und honoriert.